Januar 18

Covid-19: Eine Deutsche Perspektive (Teil 1)

Covid 19, in Deutschland besser bekannt und oft als Corona bezeichnet, kam scheinbar aus dem Nichts und begann vor etwa 2 Jahren unser aller Leben durcheinander zu bringen. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie ich mir in Hamburg mein erstes Tattoo stechen ließ, nur wenige Wochen vor dem ersten Lockdown, wie ich unbeeindruckt herumlief und in Bussen fuhr, obwohl sich das Virus bereits ausbreitete. Es ist sehr seltsam, wenn ich jetzt daran zurückdenke, um ehrlich zu sein. Es war das letzte Mal, dass ich meine Freunde und die Kommilitonen meiner Universität für eine lange Zeit gesehen habe. Und da es schon so lange her ist, dachte ich, dass ich vielleicht darüber schreiben könnte, wie es mich persönlich betroffen hat und all meinen nicht-deutschen Zuschauern eine Vorstellung davon geben könnte, wie es in meinem Land war. Ich werde Themen wie Angst, Proteste, Impfungen und positive Veränderungen ansprechen. Wenn euch also irgendetwas davon in irgendeiner Weise belastet, schlage ich vor, dass ihr diesen Beitrag überspringt und einen meiner anderen genießt. Wenn ihr noch hier seit, möchte ich euch mit zurück in den März 2020 nehmen.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber ich glaube nicht, dass wir das erste Land waren, das Maßnahmen gegen Corona ergriffen hat. Am Anfang hatten wir nur ein paar Nachrichten über das, was in China passiert ist, aber ich würde sagen, dass nur wenige Leute wussten, was wirklich vor sich ging. Ich war sogar so ahnungslos, dass ich mir eine Fledermaus tätowieren ließ, die nichts mit Corona zu tun hat und auch nie etwas damit zu tun haben wird, aber die Leute machen gerne Witze darüber, wenn ich ihnen von der Zeit erzähle, als ich sie mir stechen ließ. Damals war alles so neu für uns, dass wir noch nicht einmal ein deutsches Wort für den Begriff “Lockdown” hatten, weshalb wir einfach den englischen Begriff verwendet haben und danach nie wieder einen deutschen gesucht haben. Das war eigentlich etwas, was ich persönlich noch nie erlebt hatte. Die einzige “Lockdown” -ähnliche Situation, in der ich war, war, als es im Winter so stark schneite, dass ich nicht zur Schule gehen konnte, weil die Busse nicht fuhren.

Weil das ein so neues Phänomen war, wusste niemand, wie lange ein Lockdown dauern musste, um wirksam zu sein. Aber da mein neues Semester an der Universität bereits im April begann, begann ich mir bald Gedanken darüber zu machen, wie es wohl aussehen würde, wenn ich keinen Fuß in meine Fakultät setzen dürfte. Ich dachte tatsächlich, dass ich für eine Weile mit dem Studium aufhören müsste, weil ich wirklich nicht daran glaubte, dass es in Deutschland Online-Kurse geben würde. Nicht, weil ich nicht glaubte, dass Online-Lernen möglich wäre, sondern weil ich stark daran zweifelte, dass Online-Unterricht in Deutschland überhaupt möglich sein könnte. Als ich meinen Brieffreunden damals davon erzählte, verstanden sie meine Sorgen zunächst nicht, weil sie dachten: Deutschland ist doch ein so modernes und reiches Land, warum sollte das ein Problem sein? Ich will hier nicht zu tief in die Politik einsteigen, aber soweit ich weiß, war die Regierung wirklich das Problem, wenn es um die technologische Entwicklung ging. Das Internet und seine Möglichkeiten im Allgemeinen schienen die Verantwortlichen einfach nicht so sehr zu interessieren, vielleicht machte es ihnen sogar Angst.

“Das Internet ist für uns alle Neuland” war ein Zitat unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel, das im Jahr 2013 viral ging, weil es so lustig war. Damals gab es natürlich schon Facebook, fast alle Plattformen und Apps, die wir heute kennen, exsitierten bereits. Aber so lustig das auch war, es zeigte, wie unfähig unsere Regierung war, Themen wie die Digitalisierung anzugehen, denn für sie war das Internet wirklich ein neuer Ort. Sie hatten dem nur nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, weil sie dachten, dass sie es nicht nötig hätten. 7 Jahre bevor die Pandemie Deutschland traf, begannen unsere Politiker also zum ersten Mal über Dinge wie Tablets im Unterricht und Online-Seminare nachzudenken. Und im Jahr 2020 fühlte es sich nicht so an, als hätte sich seitdem viel verändert, weshalb die meisten Leute anfangs dachten, dass Online-Kurse scheitern würden. Aber das war überraschenderweise nicht der Fall.

Wenn ich darüber spreche, was passiert ist, kann ich nur über meine persönlichen Erfahrungen sprechen, über das, was an meiner Universität, bei meiner Arbeit und in meiner Umgebung passiert ist. Ich will nicht behaupten, dass ich weiß, wie sich alle gefühlt haben oder wie jeder Bundesstaat gehandelt hat und wollte das nur noch einmal deutlich machen. Ich weiß nicht, wie, aber Hamburg und meine Universität haben es tatsächlich geschafft, eine Zoom-Lizenz zu kaufen und fast alle Kurse in weniger als einem Monat online zu stellen. Sie waren in der Lage, den Lehrern und Professoren zu zeigen, wie man es benutzt, und auch wenn es anfangs vielleicht ein bisschen schwierig war, haben alle ihr Bestes gegeben, damit es funktioniert. Das Einzige, was sie nicht taten, war, Geräte auszuhändigen, so dass nur Leute mit einer stabilen Internetverbindung und einem PC, Smartphone oder Tablet, die die Zoom-Software unterstützen, tatsächlich daran teilnehmen konnten. Das wäre vielleicht das Einzige gewesen, was ich damals kritisiert hätte, aber da ich zu den wenigen Glücklichen gehörte, die einen geliehenen PC bekamen, konnte ich mich wirklich nicht beschweren.

Ich habe nur deshalb einen PC bekommen, weil ich mich vor dem Lockdown und allem anderen für meinen ersten Job überhaupt beworben habe. Wie einige von euch vielleicht aus meinen alten Beiträgen wissen, arbeite ich als studentische Hilfskraft in einem Projekt meiner Universität, das darauf abzielt, ein digitales Wörterbuch für die Deutsche Gebärdensprache (DGS) zu erstellen. Für meine Arbeit muss ich eine bestimmte Software benutzen können, die Leute an der Universität selbst entwickelt haben, weshalb ich nicht irgendeinen PC benutzen konnte, sondern einen bestimmten Typ, der irgendwie an die Server der Universität angeschlossen werden musste. Sie nutzten die Tatsache, dass die Computer in meiner Fakultät nicht benutzt wurden und besorgten sie für uns, damit wir zu Hause damit arbeiten konnten. Und so hatte ich sie auch, als das neue Semester begann, wofür ich sehr dankbar war und immer noch bin, weil es die Arbeit in den Zoom-Kursen so viel einfacher machte, als es mit meinem normalen Laptop der Fall gewesen wäre. Aber ich weiß, wie viele andere Leute Probleme mit der Einrichtung ihres Heimbüros hatten, also nehmt mich vielleicht nicht als das beste Beispiel. Viele Leute hatten damit zu kämpfen, und obwohl die Dinge funktionierten, waren sie noch lange nicht perfekt.

Es gibt viele Dinge, die ich euch über die eineinhalb Jahre der digitalen Universität erzählen könnte. Ich könnte zum Beispiel erzählen, wie einfach es für meine gehörlosen Professoren war, sich an die Situation anzupassen, weil sie schon lange Videochat nutzten und kein Problem damit hatten, innerhalb des Kamerarahmens zu gebärden, aber wir Studenten schon. Oder wie ich einen Studenten kennenlernte, der versuchte, einen digitalen Raum fürs Kennenlernen einzurichten, in dem er versuchte, das Gefühl zu vermitteln, neue Leute auf dem Campus zu treffen, sich mit Freunden zu unterhalten und die technischen Möglichkeiten nicht nur zum Lernen zu nutzen. Oder dieser eine Professor, der sich mehr darum kümmerte, wie viel Arbeit er bei der Überprüfung des digitalen Tests haben würde, als um die Sicherheit seiner Studenten. Er wollte den Test mit vielen Studenten vor Ort statt sicher im digitalen Raum abhalten, während wir im Winter eine der höchsten Corona-Fallzahlen hatten! Alles in allem würde ich sagen, dass alles viel besser gelaufen ist, als man vielleicht erwartet hätte, aber es gibt immer noch einiges zu verbessern.

Verbesserung ist der letzte Punkt, über den ich im Zusammenhang mit der Universität sprechen möchte. Aber da der Beitrag schon so lang ist, werde ich wohl einen Teil 2 oder 3 schreiben müssen, um euch von den anderen Gedanken und Themen zu erzählen, die ich angeschnitten hatte xD Ich hoffe, das ist okay für euch und ihr seid immer noch an dem Rest interessiert 😉 Zurück zum Thema: Verbesserung scheint ein großes Problem zu sein, denn niemand will in sie investieren. Warum eigentlich? Weil alle denken, dass eine Situation wie diese nie wieder kommen wird und “hoffentlich” (für einige Leute) alles wieder normal wird. In meinen Augen ist das eine sehr problematische Denkweise, denn ich glaube nicht, dass die vorherige Situation perfekt war, und alles, was wir jetzt verbessern würden, käme den Menschen auch später zugute. Dinge wie das Home Office, Online-Lernen und so weiter. Aber ich fürchte, dass die meisten Verantwortlichen in Deutschland immer noch nicht verstanden haben, wie wichtig solche Dinge sein können. Um es mit den Worten eines Mitstudenten zu sagen, mit dem ich einen Kurs hatte: “Ich hoffe wirklich, dass wir nicht wieder in die Steinzeit zurückgehen, wenn der Pandamus vorbei ist”.

In meinem nächsten Beitrag zu diesem Thema möchte ich darüber sprechen, warum es so viele Proteste gegen die Lockdowns und Impfungen gab und gibt. Aber bedenkt, all dies ist aus meiner Erfahrung und basiert auf meiner Meinung. Ich spreche nicht für alle deutschen Menschen oder Studenten im Allgemeinen. Danke für euer Verständnis.

Liebe Grüße
The Mad Hattress


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VeröffentlichtJanuar 18, 2022 von Mad Hattress in Kategorie "Persönliches

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