Neben den Sprachkursen hatten wir auch Vorlesungen über die Gehörlosenkultur und darüber, was Gehörlosigkeit neben dem Verlust des Gehörs mit sich bringt. Diese Vorlesungen wurden auch von einem gehörlosen Professor gehalten, aber sie wurden komplett gedolmetscht, nicht nur die ersten paar Sitzungen xD Das hat vor allem zwei Gründe, zum einen sind die Hörsäle sehr groß und wenn man in der letzten Reihe sitzt, kann man den gebärdenden Professor nicht wirklich sehen(zumindest nicht gut genug um ihn auch problemlos zu verstehen). Der zweite Grund ist, dass die Vorlesungen im Allgemeinen für alle Studenten der Universität zugänglich sind und auch Studenten aus anderen Fakultäten die Möglichkeit haben sollten, sie zu hören. Die Dolmetscher hatten also Mikrofone und haben die gesamten 90 Minuten mitgesprochen.
In späteren Semestern begann ich, mehr sprachwissenschaftliche Kurse zu belegen, Studien über die Verarbeitung von Gebärdensprache im Gehirn zu lesen, sie mit gesprochenen Sprachen zu vergleichen, aber auch verschiedene Gebärdensprachen miteinander zu vergleichen. Ich lernte, welche wissenschaftlichen Forschungsmethoden es gibt, was ein EGG ist zum Beispiel 😛 Diese Kurse wurden meistens von hörenden Forschern in gesprochener Sprache gehalten, ich schätze, sie in Gebärdensprache zu halten, hätte es noch schwieriger gemacht, zu folgen xD
Jetzt, wo ich mehr oder weniger in der Mitte meines Bachelorstudiums stecke, habe ich meistens spezielle Kurse, um bestimmte Dinge zu lernen. Dieses Semester hatte ich einen Psychologiekurs in Gebärdensprache und habe sogar mein erstes Referat über Angst in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) gehalten. Ich hatte auch einen Kurs über Kinematographie, in dem es im Grunde darum ging, wie man Filmszenen in Gebärdensprache beschreibt. Super interessant, ich kann nur empfehlen, sich Videos darüber auf YouTube anzuschauen, wenn man sich dafür interessiert!
So, jetzt habt ihr mal einen kleinen Einblick bekommen, wie das Studium der Gebärdensprache in Deutschland aussieht. Es ist ein bisschen schwierig, weil es so wenige Materialien gibt, mit denen man lernen kann. Das Lernen ist sehr intuitiv, wenn man sich Dinge schnell merken kann, ist man im Vorteil. Aber ich würde nicht sagen, dass es sich nicht lohnt, es zu versuchen, wenn man da Probleme hat 😉 Ich habe so viel über die Gehörlosengemeinschaft gelernt, Dinge, die eigentlich in die Schule gehören. Und auch wenn das Erlernen der Gebärdensprache schwer war und ich noch viel üben muss, hat es auch Spaß gemacht.
Wenn ihr Fragen zur Gebärdensprache habt, könnt ihr sie gerne in den Kommentaren stellen und ich werde versuchen, sie so gut wie möglich zu beantworten^^
Liebe Grüße
The Mad Hattress
PS. Ich gebe euch eine vollständige Tabelle des Alphabets der deutschen Gebärdensprache, so dass ihr, wenn ihr wollt, euren Namen gebärden könnt 😉